Ich bin dann mal weg
Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg ist ein 2006 als Buch erschienener Reisebericht des deutschen Entertainers Hape Kerkeling. Er war mehr als hundert Wochen lang auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste für Sachbücher.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kerkeling beschreibt die Erlebnisse seiner Pilgerreise nach Santiago de Compostela im Jahr 2001. Auslöser für die Entscheidung, den Jakobsweg zu gehen, war ein Hörsturz sowie die Entfernung seiner Gallenblase. Er beschäftigte sich zudem mit Shirley MacLaines Buch Der Jakobsweg: eine spirituelle Reise, in dem die Schauspielerin von ihren bisherigen „Reinkarnationen“ berichtet und ihre Reise mit zahlreichen Erlebnissen ausschmückt. Das Buch sowie ein Wanderführer waren auf der Wallfahrt seine einzige Lektüre.
Kerkeling wählte für seine Wanderung den Camino Francés und musste sich wie alle Pilger mit den physischen und psychischen Anforderungen einer solchen Reise auseinandersetzen. Er lernte dabei nicht nur sich selbst und seinen Glauben, – Zitat – „Buddhist mit christlichem Überbau“, besser kennen, sondern traf auch auf die verschiedensten Menschen, deren Charaktere er sehr plastisch beschreibt. Im amüsant plaudernden Ton schildert Kerkeling seine Erfahrungen, die an manchen Stellen tiefsinnig werden, und reflektiert über den Sinn des Lebens. Mit dem „klassischen“ christlichen Pilger suchte er keinen Kontakt, er schätzt sie als „nicht lernfähig“ ein (Zitat: „Die werden als die gleichen Menschen die Reise beenden, als die sie sie begonnen haben…“). Stattdessen ziehen ihn „Sonderlinge und Exoten“ an, er macht unter anderem Erfahrungen mit einer heiratswilligen Südamerikanerin, einem sexlüsternen Mitwanderer, Spießern, Kirchenkritikern, Esoterikern und Spiritisten.
Besonders intensiv beschreibt Kerkeling die mit der Engländerin Anne Butterfield und der Neuseeländerin Sheelagh geschlossenen Freundschaften, denen er im Prolog des Buchs für die gemeinsamen Erfahrungen dankt. Kerkeling ging – nach bis dahin eher ungeplanten, aber regelmäßigen Treffen – ab dem 5. Juli 2001 gemeinsam mit diesen beiden Frauen auch den überwiegenden Teil des restlichen Pilgerweges bis Santiago de Compostela, wo sie zum Abschluss der Pilgerreise noch fünf Tage blieben. Beide erhielten von Kerkeling dort als Erinnerungsgeschenk ein Silberglöckchen, zu dessen Bedeutung und verbindender Wirkung Kerkeling im Nachwort eine persönliche Anekdote erzählt. Anne Butterfield hat 2010 nochmals den Jakobsweg bereist und ihre Erfahrungen in dem Buch Ich bin da noch mal hin beschrieben.
Stationen der Reise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Ort | Strecke (in km) | |
---|---|---|---|
gelaufene | restliche | ||
9. Juni 2001 | Saint-Jean-Pied-de-Port | – | 769 |
10. Juni 2001 | Roncesvalles | 25 | 744 |
11. Juni 2001 | Zubiri | 19 | 723 |
12. Juni 2001 | Pamplona | 22 | 701 |
14. Juni 2001 | Viana und Logroño | 96 | 605 |
15. Juni 2001 | Navarrete und Nájera | 29 | 576 |
17. Juni 2001 | Santo Domingo de la Calzada | 21 | 555 |
21. Juni 2001 | Castildelgado | 23 | – |
22. Juni 2001 | Belorado, Tosantos und Villafranca | 532 | |
24. Juni 2001 | Burgos, Tardajos | 52 | 480 |
25. Juni 2001 | Hornillos del Camino und Hontanas | – | – |
26. Juni 2001 | Castrojeriz und Frómista | – | – |
27. Juni 2001 | Carrión de los Condes | – | – |
28. Juni 2001 | Calzadilla de la Cueza | 398 | |
29. Juni 2001 | Sahagún | 96 | – |
30. Juni 2001 | León | 302 | |
3. Juli 2001 | Astorga | 52 | 250 |
5. Juli 2001 | Rabanal | 20 | 230 |
7. Juli 2001 | Foncebadón und El Acebo | – | |
8. Juli 2001 | El Acebo | – | |
9. Juli 2001 | Molinaseca, Ponferrada | – | |
10. Juli 2001 | Villafranca del Bierzo | – | |
11. Juli 2001 | Trabadelo und Vega de Valcarce | 174 | |
12. Juli 2001 | La Faba und O Cebreiro | 30 | 144 |
13. Juli 2001 | Triacastela | – | |
15. Juli 2001 | Sarria und Rente | – | |
16. Juli 2001 | Portomarín | 87 | |
17. Juli 2001 | Palas de Rei | 25 | 62 |
18. Juli 2001 | Castañeda | – | |
19. Juli 2001 | Rua | – | |
20. Juli 2001 | Santiago de Compostela | Ziel |
Aufnahme durch das Publikum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Buch gilt mit mehr als vier Millionen verkauften Exemplaren als erfolgreichstes deutschsprachiges Sachbuch seit Götter, Gräber und Gelehrte von C. W. Ceram und befand sich nach seinem Erscheinen 2006 monatelang auf den vorderen Plätzen der deutschen Bestsellerlisten. Es verkaufte sich nach Auskunft des Verlages bis Ende 2007 rund 3 Millionen Mal.[1] Im selben Jahr erschien eine Übersetzung ins Niederländische,[2] 2009 auch eine US-amerikanische Ausgabe.[3][4]
Medienresonanz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kerkeling war wegen seines Buches Gast in verschiedenen Talkshows, eine Autorenlesung ausgewählter Teile seines Buches wurde vom Fernsehsender RTL 2007 ausgestrahlt.
Hape Kerkelings Reisebegleitung Anne Butterfield machte sich im Jahr 2010 ein zweites Mal auf den Jakobsweg von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela. Anfangs mit dem Rad unterwegs, wechselte sie relativ rasch zum Pilgern zu Fuß. In ihrem Buch gibt es zahlreiche Rückblicke auf die Reise mit Hape Kerkeling im Jahr 2001 und sein Buch.[5]
Auswirkung auf die Pilgerzahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Statistik der in Santiago de Compostela ankommenden Pilger belegt, dass die Pilgerzahlen auf den spanischen Jakobswegen außerhalb „Heiliger Jahre“ linear ansteigen.[6] Nach Veröffentlichung des Buches lässt sich eine überdurchschnittliche Zunahme bei der Gruppe der deutschen Pilger beobachten: Im Jahr 2007 betrug ihre Zahl 13.837. Das waren 71 Prozent mehr als im Vorjahr und entsprach dem Anstieg der sieben vorausgegangenen Jahre 1999–2006. 2008 war der Anstieg bei den deutschen Pilgern mit 14 Prozent nicht mehr ganz so hoch, lag jedoch immer noch deutlich über dem durchschnittlichen Zuwachs von 9 Prozent.[7] Obwohl dieses Phänomen nicht wissenschaftlich untersucht wurde, wird es allgemein auf das Buch zurückgeführt und als „Kerkeling-Effekt“ bezeichnet.
Verfilmung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An Heiligabend 2015 startete in den deutschen Kinos die Verfilmung des Buches mit Devid Striesow als Hape Kerkeling. Im Film wirken zudem Martina Gedeck und Karoline Schuch als weitere Pilger sowie Katharina Thalbach als Oma Bertha und Annette Frier als Kerkelings Agentin Dörte mit. Die Regie führte Julia von Heinz.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg. Malik, München 2006, ISBN 3-89029-312-3.
- Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg. Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-25175-4.
- Hape Kerkeling liest „Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg“. 6 CDs, leicht gekürzte Hörbuchfassung. Roof Music, Bochum 2006, ISBN 3-938781-37-8.
- Hubert Knoblauch, Andreas Graff: Populäre Spiritualität oder: Wo ist Hape Kerkeling? Aufsatz zur spirituellen – nicht religiösen – Renaissance, die der neuzeitlichen Säkularisierung entgegenwirkt, einsehbar im Fachbereich Religionssoziologie an der TU Berlin.
- Detlef Lienau: Sich fremd gehen. Warum Menschen pilgern. Grünewald, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7867-2757-6. Mit ausführlicher Analyse populärer Pilgerberichte auf religiös-spirituelle Motive.
- Anne Butterfield: Ich bin da noch mal hin. Mit Gott und Hape auf dem Jakobsweg. Malik, München 2012, ISBN 978-3-89029-411-7.
- Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg. Jubiläumsausgabe als ungekürzte Autorenlesung, 9 CDs. OSTERWOLDaudio, 4. Januar 2021. ISBN 978-3-86952-484-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Saltzwedel, Martin Wolf: „Auf den Zähnen gelaufen“. In: Der Spiegel. Interview mit Hape Kerkeling. Ausgabe 20/2006.
- Ursula März: Kiosk-Kerkeling. In: Die Zeit. 10. Januar 2008.
- Mark Landler: A Pilgrimage Tale (Not Chaucer’s) Amuses and Inspires. In: New York Times. 8. März 2008. Interview mit Hape Kerkeling. (engl.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Piper Verlag GmbH Verlagsgeschichte: Die schöne Gegenwart, abgerufen am 30. Januar 2011
- ↑ Hape Kerkeling: Ik ben er even niet – mijn voettocht naar Santiago de Compostela. Ten Have 2007
- ↑ Hape Kerkeling: Pilgerbuch „wandert“ über den großen Teich, abgerufen am 30. Januar 2011
- ↑ Hape Kerkeling: I'm off then: My journey along the Camino de Santiago. Auch unter dem Titel: I'm off then: Losing and Finding Myself on the Camino de Santiago. Übersetzt von Shelley Frisch. New York. Free Press. 2009. ISBN 9781416553878
- ↑ Anne Butterfield: Ich bin da noch mal hin. Mit Gott und Hape auf dem Jakobsweg, München 2014, Piper Verlag, ISBN 978-3-492-40497-6
- ↑ Pilgerstatistik: Die Jahre 1989 bis 2011, abgerufen am 30. Januar 2011
- ↑ Pilgerstatistik: Nationenwertung, abgerufen am 30. Januar 2011